Erlebnis

Magische Momente auf Pischa: eine Nacht im selbstgebauten Iglu

Eine unberührte Schneelandschaft liegt vor uns. Gemeinsam mit Josh von «Pur erleben» bauen wir eine Unterkunft, die ausschliesslich aus Schnee besteht. Aufregende Stunden auf Pischa liegen noch vor uns, bevor wir im selbstgebauten Iglu schlafen können. Werden wir es rechtzeitig vor Einbruch der Dunkelheit schaffen?

Avatar einer blonden jungen Frau mit blauen Augen und Nasenpiercing | © Davos Klosters Mountains
Franziska Krenmayr
08.02.2023
Fast fertig gebauter Iglu aus der Ferne  | © Davos Klosters Mountains

Abenteuer auf Pischa

Schnee als Schutz gegen die Kälte

Es ist so weit, die Thermoskanne mit dem heissen Tee kommt noch in den Rucksack und schon kann es losgehen. Wir haben uns warm angezogen und Ersatzkleider eingepackt. Heute wollen ich und mein Freund Marius lernen, wie ein Iglu gebaut wird und ob man darin übernachten kann. Überraschenderweise ist die Scheibe des Autos nicht vereist. Ein Flaum von Schnee liegt darauf und hat die bissige Kälte der Nacht abgehalten. Dass Schnee eine isolierende Funktion hat, werden wir heute bei der Übernachtung in einem selbstgebauten Iglu schnell merken. Treffpunkt ist um 10:00 Uhr morgens bei der Talstation der Pischabahn. Josh und sein Partner bieten mit «Pur erleben» besondere Erlebnisse an – bei einem davon sind wir heute live dabei.

 

Pischa – die Oase in der Skisportregion

Die Vorfreude auf den Tag im Schnee ist riesig, was bereits in der Gondel spürbar wird. Skitourengänger wollen das sonnige Wetter für eine Tour nutzen und können es kaum erwarten loszulaufen. Zwei Personen neben uns haben ein Fatbike gemietet und bekommen von ihrem Guide soeben Tipps für die Abfahrt. Bei der Bergstation angekommen, starten die Schneesportler in alle Himmelsrichtung, um ihre Abenteuer zu starten. Im nächsten Moment ist es wieder ruhig auf dem Berg Pischa. Mit den Schneeschuhen stapfen wir durch den tiefen Schnee. Pischa war früher ein Skigebiet, heute ist es ein Treffpunkt für alle, die den Schnee auf eine alternative Art und Weise geniessen wollen.

Iglubauer auf dem Weg zum Iglu  | © Davos Klosters Mountains
Mitarbeiter beim Messen der Schneehöhe  | © Davos Klosters Mountains
Iglubauer am Schnee schaufeln  | © Davos Klosters Mountains
Mitarbeiter bereitet Fundament für Schneeiglu vor  | © Davos Klosters Mountains

Sonnige Lage am Südhang

Die Suche nach dem idealen Standort

Ab sofort verbringen wir 24 Stunden im Schnee. Zur Vorfreude gesellt sich der Gedanke, ob wir die Kälte der Nacht denn überstehen werden. Schon jetzt sind die Temperaturen trotz der sonnigen Lage am Südhang sehr frostig. «Unsere heutige Herausforderung wird es, geeigneten Schnee zu finden, aus dem wir Blöcke heraussägen können,» führt uns Josh ein. Er reicht uns eine Sonde. «Mit der Sonde könnt ihr die Schneetiefe messen und die Schwachschicht spüren.» Ich messe 90 Zentimeter Schnee, stosse bei 50 Zentimeter jedoch auf einen Widerstand. Wenn sich zwei Schneeschichten nicht miteinander verbinden konnten, entsteht eine Schwachschicht. An dieser löst sich der Schnee leicht, worauf unser Iglu zusammenkrachen würde. Wir benötigen eine Schneeschicht, die keine solche Verbindungsschicht aufweist.

Wir machen einen weiteren Test, indem wir einen Schnee-Block herausschneiden und fallen lassen. Der Schrecken ist gross, als dieser in viele Einzelteile zerfällt. Ein solcher Block hält beim Bauen nicht. Wir brauchen eine dickere Schneeschicht und die Suche geht weiter. Da wir schon einiges an Zeit mit der Suche nach Schnee beschäftigt sind, müssen wir uns nun etwas beeilen.

Zuschneidung der Schneeblöcke für den Iglu | © Davos Klosters Mountains
Einbauen eines Iglublocks  | © Davos Klosters Mountains
Einsetzen der Schneeblöcke für den Iglubau  | © Davos Klosters Mountains

Iglu bauen

Die Schneeblock-Produktion

Schliesslich finden wir eine Wechte mit bis zu drei Meter tiefem Schnee. Hier wollen wir das Iglu aufzustellen. Zuerst schaufeln und stampfen wir uns eine Plattform mit einem Durchmesser von rund drei Metern. Der trockene Pulverschnee wird uns fordern, er klebt kein bisschen, sondern fühlt sich wie Treibsand an. Wir starten mit der Produktion von Schneeblöcken. Josh hat dafür eine spezielle Säge dabei und schneidet einen Schneeblock von 50 mal 50 Zentimeter aus dem Hang. Mit einem «Blobb» löst sich der erste von etwa 40 Blöcken, die wir heute herstellen werden.

Josh hat in der Mitte des Platzes einen Skistock mit Schnur aufgestellt, mit dem wir unseren Radius messen. «In zwei gegenüberliegenden Spiralen bauen wir nun Block für Block unser Iglu auf», erklärt er uns das weitere Vorgehen. «Wir haben heute sehr schwierige Bedingungen. Umso wichtiger ist es, dass wir geometrisch exakt bauen, damit die Statik unsere Konstruktion hält.» Das Schleppen der schweren Blöcke ist schweisstreibend. Wir sind alle etwas nervös, eine Garantie dafür, dass das Iglu heute rechtzeitig fertig wird, gibt es nicht. Wird das Iglu trotz der schwierigen Schnee-Bedingungen halten oder müssen wir heute draussen schlafen?

Mitarbeiter beginnt mit dem Aufbau eines Schneeiglus | © Davos Klosters Mountains
Mitarbeiter beim Ausmessen des Radius für einen Schneeiglu | © Davos Klosters Mountains
2 Personen bauen ein Iglu | © Davos Klosters Mountains
Iglubauer erfreut sich an seinem Iglu  | © Davos Klosters Mountains
Aufsetzten des letzten Schneeblocks auf das Dach des Iglus  | © Davos Klosters Mountains

Baustein für Baustein zum Iglu

Nach dem Bau der halben Höhe steige ich mit hinein ins Iglu. Josh, der nun Hilfe von seinem Geschäftspartner Patrick bekommen hat, produziert im Steinbruch, oder besser gesagt im Schneebruch, unermüdlich Blöcke. Diese werden nacheinander so aufgesetzt, dass diese sich an den jeweils vorherigen anlehnen. Durch leichtes Klopfen werden sie dann befestigt. Besonders spannend ist der Moment, an dem wir einen Block in einem Winkel von bereits 45 Grad befestigen und dieser beim Loslassen hält. Es ist bei jedem Baustein faszinierend, wieso er nicht fällt.

Während unsere Konstruktion immer höher wird, stelle ich mir plötzlich die Frage, wie wir wieder aus dem Iglu herauskommen. Für zwei stehende Personen wird es immer enger. Im nächsten Moment passiert es: Wir setzen einen Block falsch auf und es krachen gleich vier hinunter. Wir sind frustriert. Josh motiviert uns, es nochmals zu versuchen. Solche Momente gehören zum Abenteuer dazu. Das Aufsetzten der letzten Blöcke erfordert sehr viel Fingerspitzengefühl und Geduld. Wenn es nicht klappt, probieren wir es auf eine andere Weise nochmals. Es folgen noch weitere Fehlversuche, bis der letzte Schneeblock das Iglu schliesst. Die Erleichterung und Freude sind riesig!

Sonnenuntergang beim Iglubau | © Davos Klosters Mountains

Übernachten im Iglu

-18 Grad und es wird noch kälter

Pünktlich zum Sonnenuntergang blicken wir stolz auf den Platz unseres wunderschönen Iglus, wo vor fünf Stunden noch eine unberührte Schneefläche war. Josh hat in der Zwischenzeit den Ausgang gegraben, der später unser Eingang wird. Danach haben wir von innen und aussen die letzten Löcher gestopft, damit keine kalte Luft mehr eindringt. Sauerstoff gelangt aber trotzdem ins Innere, erst nach zwei Nächten braucht es extra Löcher dafür. Sobald die Sonne verschwunden ist, wird es draussen rasch kälter. Die Temperatur im Iglu bleibt dabei konstant bei 0 Grad.

 

Schlafen wie die Inuit

Nach einem wärmenden und köstlichen Fondue über dem Feuer, dass uns Josh zubereitet hat, schlüpfen wir in unser Schneehaus. Wir sind froh über unseren Schutz, denn in der Nacht kühlt es bis auf - 18 Grad ab. Ausgestattet mit einer Isolationsmatte, einem Winterschlafsack und einer Bettflasche, die sie mir im Bergrestaurant Pischa mit heissem Wasser gefüllt haben, erlebe ich eine wunderbar warme Nacht. Mein Schlaf ist tief und ich öffne die Augen erst am nächsten Morgen wieder. Das Tageslicht im Iglu schimmert blau und es umgibt uns eine grosse Stille. Das Erwachen in dieser Umgebung hat etwas Magisches an sich. Wir liegen beide wach und geniessen diesen besonderen Moment.

 

Frühstück im Bergrestaurant

Wir packen unsere Sachen und sind etwas wehmütig, unser Iglu zurückzulassen. «Wenn es nächste Woche schneit, dann wird das Iglu sicher bis im März stehen», meint Josh überzeugt. Unsere Konstruktion festigt sich in den nächsten Tagen immer weiter. Im Bergrestaurant Pischa erwartet uns ein grossartiges Frühstück. Wir stärken uns mit Zopf sowie Kaffee und unterhalten und dabei mit den Gastgebern. Rolf und Sonja haben mit ihrem Team das Restaurant Anfang des Winters übernommen. Sie selbst sind mit der Rafters GmbH auf Teamevents spezialisiert. Nicht zu übersehen sind die grossen Airboards, welche sie an der Bergstation vermieten.

Das gelungene Wochenende endet sehr gemütlich. Wir danken Josh für das besondere und unvergessliche Erlebnis. Auch wenn wir das ein oder andere Mal an unsere Grenzen gestossen sind, wurden wir während der gesamten Zeit optimal betreut. Der Iglubau-Kurs ist ein unvergessliches Erlebnis, das ich nur weiterempfehlen kann.

Die Erlebnisanbieter

Wollt auch Ihr ein Iglu bauen?

Der Iglubau-Kurs auf Pischa wird vom Erlebnisanbieter «Pur erleben» angeboten. Je nach Gruppengrösse werden mehrere oder ein grosses Iglu gebaut. Der Kurs ist ideal für Teamevents, Firmenweekends oder als Wochenende für Pärchen sowie Freunde geeignet.

Sei es für den Bau eines Iglus, für eine traumhafte Winterwanderung oder eine sonstige Aktivität, wir freuen uns auf Euren Besuch auf Pischa! Wenn Ihr das Iglu nicht selber bauen wollt, könnt Ihr auf Parsenn im schon gebauten Iglu-Dorf übernachten.

Eure Davos Klosters Mountains