Steinböcke beobachten auf Parsenn
Sie zieren das Wappen von Graubünden und gehören zu den eindrucksvollsten Alpentieren in den Bergen von Davos, die Steinböcke. Lange wurde den Tieren sogar heilende Kräfte zugeschrieben, wodurch sie durch intensive Jagd gänzlich ausgerottet wurden. Nach der Wiederansiedlung vor etwa 100 Jahren ist der Alpensteinbock wieder zurück und fühlt sich auf Parsenn Gotschna sehr wohl. Wir begeben uns auf eine geführte Steinbock-Beobachtung und besuchen die Wildtiere in ihrem Lebensraum. Werden wir sie finden?
Beobachtungstipps
Wo findet Ihr die Steinböcke in Davos?
- Felsenweg: Vom Weissfluhjoch über den Felsenweg zum Strelapass – eine Route auf der immer wieder Steinböcke gesichtet werden. Behaltet die grünen Bergflanken und Wiesen im Auge, dort könnten die Tiere am Grasen sein.
- Casanna und Grüenhorn: Auf Parsenn Gotschna rund um das Grünhorn lebt eine weitere Steinbock-Gruppe. Haltet beim Wandern auf den Berggipfel Grüenhorn die Augen offen.
- Skilift Seetälli: Im Winter wärmen sich die Tiere gerne an sonnigen Hängen auf. Wenn Ihr den Skilift Seetälli auf Parsenn nehmt, dann sind die Chancen gross, die Tiere am Hang des Casannas zu erspähen.
Vorgestellt:
Erlebnisanbieter Pur-Erleben
Josh und Patrick hatten schon lange die Idee naturnahe Erlebnisse in den Bergen von Graubünden anzubieten. Im Jahr 2019 haben sie sich den Traum erfüllt und «Pur-Erleben» gegründet. Unter dem Motto «die Natur ist unser zu Hause» bieten die Erlebnisanbieter im Sommer und Winter unvergessliche Touren an. Bei einer Mondschein-Wanderung, einem Iglubau-Kurs oder einer Steinbock-Beobachtung erlebt Ihr die Natur hautnah.
Steinbock-Beobachtung: Mit der Bergbahn zu den Wildtieren
Von den Steinböcken auf Parsenn habe ich schon viel gehört, aber zu Gesicht bekommen habe ich sie noch nie. Heute soll sich das endlich ändern: Die beiden Guides Patrick und Josh von «Pur-Erleben» führen uns zu Orten, an denen sich die Könige der Alpen bevorzugt aufhalten. Mit der ersten Bahn um 8:15 Uhr fahren wir zum Weissfluhjoch auf Parsenn. Patrick hat die männliche Herde schon mit seinem Fernglas entdeckt. Die Vorfreude auf den erlebnisreichen Tag steigt!
Residenz bei den Königen der Alpen
Über den Wanderweg 62 (Weissfluhjoch – Hauptertäli) kommen wir näher an die männliche Herde des Steinwildes heran. Die eindrucksvollen Hörner mit ihren Schmuckringen sind schon von Weitem zu sehen. Stolz klettern die Tiere über die Felsen und lassen sich dabei in aller Ruhe beobachten und fotografieren. Ein sehr stämmiger Steinbock fällt mit seinem Gewicht und imposanten Hörnern besonders auf. Er scheint der Anführer zu sein und wiegt sicherlich um die 100 Kilogramm.
«In der Herde gibt es eine ganz klare Rangordnung», erklärt Patrick, «diese wird im Sommer bei wilden Kämpfen, bei denen die Böcke Ihre Hörner aneinanderschlagen, entschieden. Der stärkste Steinbock ist für den Erhalt der Population zuständig.»
Beeindruckende Hörner der Böcke
Mit dem Fernrohr versuche ich das Alter des Anführers zu bestimmen. Patrick und Josh haben uns ein Horn mitgebracht. Vorne sieht man die Schmuckringe und auf der Rückseite kann an den Jahrringen das Alter abgelesen werden. Das Steinwild kann bis zu 18 Jahre alt werden. Der Kopfschmuck wird bei den Böcken bis zu einem Meter lang und wird das ganze Leben getragen.
Kletterkünstler des Gebirges
Im felsigen Hang können wir acht Böcke zählen. Im Gebirge zwischen 2.000 und 3.000 m ü. M. fühlen sich die geschickten Tiere besonders wohl, denn im Klettern sind sie Meister. Durch die harte Aussenschale des Hufes stehen sie trittsicher im Gelände. Der weiche Kern des Hufes, der wie ein Saugnapf wirkt, gibt ihnen auf den kleinsten Felsvorsprüngen Halt. Die alpine Landschaft rund um den Weissfluhgipfel ist ein perfekte Lebensraum für das Steinwild.
Weissfluhgipfel: Thron des weiblichen Rudels
Die Geissen und ihre Kitzen
Um die Steingeissen mit den Kitzen zu sehen, nutzen wir die Gipfelbahn zum Weissfluhgipfel. Früh morgens halten sie sich hier gerne auf, bevor sie in Richtung Haupterhorn weiterziehen. Aufgrund des starken Nebels sehen wir vorerst gar nichts. Dann regt sich etwas, aber es ist nur ein flüchtendes Schneehuhn. Geduld sowie Ruhe beim Verharren gehört zur Wildtier-Beobachtung mit dazu. Im Gipfelrestaurant stärken wir uns mit einer heissen Suppe, während uns Patrick mehr über die Lebensweise des Steinwildes erzählt.
Nahrungsreiche Sommer und harte Winter
Die Steingeissen mit den jungen Kitzen leben gemeinsam im Rudel. Nur in der Paarungszeit von November bis Januar kommen die Geissen und Böcke zusammen. Vom Jungtier, welches im Juni auf die Welt kommt, überleben 25 Prozent den ersten Winter nicht. Damit sie die kalten Monate überstehen können, fressen sie im Sommer möglichst viele Gräser und Kräuter. Wenn die Landschaft mit Schnee bedeckt ist, ernähren sie sich von Flechten, Moosen und Wurzeln.
Wildtierfotografie
Anschleichen an das Rudel
Nach der Mittagspause verzieht sich der Nebel und die Sicht wird besser. Gleich unterhalb des Gipfels entdecken wir das Rudel. Die Aufregung ist gross und wir nähern uns langsam den Tieren. Patrick kriecht voraus und winkt uns, um uns anzudeuten, dass wir nachkommen können. Die Geissen sind viel scheuer und dürfen uns nicht bemerken. Sie können uns nicht wittern, da der Wind von der anderen Seite kommt. Das weibliche Steinwild ist kleiner, feiner und hat nur kurze Hörner.
Der eine Augenblick
Plötzlich kommt ein Geisskitz um den Felsen und steht gleich vor uns. Zuerst ahnungslos und als es uns bemerkt, dann doch misstrauisch. In der Gruppe sind zwei leidenschaftliche Fotografen mit dabei, welche den kurzen und magischen Moment einfangen. Relativ schnell ist dieser auch schon wieder vorbei und das junge Tier hat sich aus dem Staub gemacht.
«Beim Fotografieren versuche ich den Wildtieren möglichst nah zu kommen, ohne dass diese mich bemerken», erzählt mir Patrick. «Wenn ich so nahe komme, dass sie gehen, dann lasse ich sie in Ruhe.»
Glücklich zurück im Tal
Erlebnisreicher Tag auf Parsenn
Glücklich und zufrieden kommen wir am Nachmittag wieder zurück ins Tal. Der Tag auf Parsenn war ein wahres Abenteuer, welches ich gleich wieder erleben möchte. Die Kamera ist voller Bilder, unser Kopf gefüllt mit besonderen Eindrücken und neuem Wissen. Zum Beispiel war mir vor der Tour nicht wirklich bewusst, dass wir bei Steinböcken nur von den männlichen Tieren reden.
Eines ist sicher: Beim Skifahren, Wandern oder Mountainbiken auf Parsenn, werde ich in Zukunft viel aufmerksamer sein. Die Chancen sind nämlich gross, dass sich Steinböcke ganz in Eurer Nähe befinden und Ihre diese nur nicht bemerkt habt.
Eckdaten zum Steinbock-Erlebnis
- Treffpunkt: Talstation Parsenn 08.00 Uhr
- Dauer: bis ca. 16.00 Uhr
- Nächster Termin: 27. August 2022
Ist es Eurer Traum, die Steinböcke und -geissen in freier Wildbahn zu beobachten oder zu fotografieren? Bucht das geführte Steinbock-Erlebnis auf Parsenn und erlebt einen unvergesslichen Tag in den Bergen.
Wir wünschen viel Vergnügen beim Beobachten des Steinwildes.
Eure Davos Klosters Mountains