Hinter den Kulissen

Frauenpower bei den Bergbahnen – Interview mit Angi Fischer

Angi Fischer hat als Maschinistin auf Parsenn in Davos ihren Traumberuf gefunden. Sie ist für den Transport der Güter vom Tal bis zum Weissfluhjoch verantwortlich und Teamleiterin der Station Höhenweg. Im Interview erzählt sie über die erfolgreiche Verwirklichung ihres Traums, über ihre Leidenschaft für den Winter und ihre Arbeit in einem eher traditionellen Männerberuf.

Lena Hauser
13.11.2024

Interview:

8 Fragen an Angi Fischer

  • Name: Angi Fischer
  • Beruf: Maschinistin
  • Arbeitsort: Höhenweg Parsenn
  • Bei den Bergbahnen seit: 2000
  • Lieblingsort auf dem Berg: Weissfluhgipfel

Vorgestellt

Maschinistin Angi Fischer

Angi strahlt stets Fröhlichkeit aus und ist positiv eingestellt. Ihre Lieblingsjahreszeit ist der Winter, denn sie liebt den Schnee. In ihrer Freizeit ist sie oft mit dem Zug unterwegs – meist führt ihr Weg in die Berge. Besonders faszinieren sie die Bergbahnen und jede Fahrt in die Höhe ist für Angi ein Genuss.

 

1. Wie bist du dazu gekommen, Maschinistin auf Parsenn zu werden?

«Schon als Kind wollte ich am Berg arbeiten. Im Laufe meiner Schulzeit habe ich oft darüber nachgedacht, wie schön es wäre, bei den Bergbahnen zu arbeiten. Ich hatte anfangs Zweifel, ob ich als Frau überhaupt eine Chance hätte. Daher habe ich zunächst eine Ausbildung als Elektrikerin absolviert. Währenddessen wurde mir klar, dass ich etwas anderes machen wollte.

Im Jahr 2000 startete ich schliesslich meine erste Saison als Mitarbeiterin der Bahnanlagen auf Parsenn. Während meiner Schwangerschaft habe ich dann pausiert, bin aber nach der Geburt meiner beiden Kinder zurückgekehrt. Anfangs war ich nur im Winter 50 Prozent bei der Gipfelbahn und Parsennhüttenbahn auf Parsenn beschäftigt. Vor fünf Jahren bin ich wieder komplett eingestiegen und arbeite seitdem Vollzeit das ganze Jahr bei der Standseilbahn. So bin ich mehr oder weniger in den Beruf als Maschinistin hineingewachsen.»

 

2. Was waren deine ersten Eindrücke von der Arbeit auf dem Berg?

«Meine ersten Eindrücke waren absolut positiv. Mit dem Team habe ich mich bereits am ersten Tag sehr gut verstanden, was für mich von grosser Bedeutung war. Auch der Austausch mit den Gästen hat mir von Anfang an Freude bereitet und der Ausblick bei der Arbeit ist jedes Mal aufs Neue atemberaubend und unbezahlbar. Ich kann mir nicht mehr vorstellen, jemals in einem Büro zu arbeiten.»

 

3. Wie sieht ein typischer Arbeitstag als Maschinistin aus?

«Die Arbeit auf dem Berg ist vielseitig und jeder Tag bringt neue Herausforderungen. Im Winter beginnt mein Arbeitstag um 7:00 Uhr, damit die Gäste pünktlich ins Wintersportvergnügen starten können. Im Sommer fangen wir etwas später an. Zu meinen täglichen Aufgaben gehören, die Maschinen zu überprüfen, Güter zu verladen und sicherzustellen, dass alle Vorgänge reibungslos funktionieren. Als auch, die Fragen der Gäste zu beantworten, ihnen weiterzuhelfen und Tickets zu verkaufen.

In der Wintersaison, wenn viele Besucher kommen, ist es oft sehr hektisch – und genau das gefällt mir an der Arbeit. Es fordert mich heraus, immer einen kühlen Kopf zu bewahren und flexibel zu sein. An Spitzentagen muss einfach alles funktionieren und das gibt mir richtig Energie.»

Die Spitzentage im Winter sind die schönsten Tage im Jahr.

4. Was gefällt dir am besten an deiner Arbeit?

«Kontakt mit unseren Gästen zu haben, bereitet mir am meisten Freude. Zudem schätze ich die Vielfalt und Abwechslung der Aufgaben sehr. Mir gefällt die Arbeit im Winter besonders gut, weil dann deutlich mehr los ist und ich richtig gefordert werde. In dieser Zeit muss ich voll konzentriert sein und alles muss funktionieren.»

 

5. Was sind die grössten Herausforderungen bei deiner Arbeit?

«Eine grosse Herausforderung ist das rasche Verladen der Güter. Mit der selben Standseilbahn, die von den Gästen genutzt wird, gelangen auch die Güter auf den Berg. Ich befördere ganz unterschiedliche Güter: von Lebensmitteln, Heizöl und Diesel über Schneefräsen und Baumaterial bis hin zur Bühne für das jährliche Coverfestival auf Parsenn.

Um den Gästen lange Wartezeiten zu ersparen, müssen wir bei der Verladung äusserst zügig arbeiten, da keinerlei Verzögerungen auftreten dürfen. Besonders im Winter, wenn der Sessellift Rapid geschlossen ist und alle Wintersportgäste die Parsennbahn benutzen, wird es anspruchsvoll. Genau diese Herausforderungen liebe ich, denn sie fordern mich heraus und in solchen Momenten blühe ich richtig auf.»

 

6. Wie ist es, in einem Beruf zu arbeiten, der eher als «Männerberuf» gilt?

«Es ist eine schöne Erfahrung, die jedoch je nach den Arbeitskollegen oder -kolleginnen auch herausfordernd sein kann. Für mich persönlich stellt das jedoch kein Problem dar, da ich es schon als Elektrikerin gewohnt war, mich in einem männlich geprägten Umfeld zu beweisen. Ob ich mit Männern oder Frauen arbeite, spielt für mich keine Rolle, solange das Team gut funktioniert.

Was ich jedoch nicht schätze, ist, wenn Frauen die 'Prinzessinnen-Rolle' einnehmen und die Arbeit den Männern überlassen. Wer in einem sogenannten Männerberuf arbeitet, sollte auch die gleiche Leistung bringen.»

 

7. Was würdest du jemandem raten, der oder die überlegt, in diesen Beruf einzusteigen?

«Für diese Arbeit ist eine schnelle Auffassungsgabe und die Fähigkeit zum Multitasking erforderlich. In anspruchsvollen Momenten stehe ich vor der Herausforderung, Güter umzuschlagen, während das Telefon klingelt, Kollegen bei dringenden Fragen zu unterstützen und gleichzeitig Gäste zu betreuen. Ein guter Draht zu Menschen erleichtert den Arbeitsalltag erheblich. Auch die Bereitschaft, Reinigungsarbeiten zu übernehmen, ist in meinem Job wichtig – einschliesslich Aufgaben wie der Toilettenreinigung.»

 

8. Gibt es eine Anekdote oder Geschichte, die dir besonders in Erinnerung geblieben ist?

«Eine meiner Lieblingsanekdoten stammt aus meiner Zeit, als ich die Parsennhüttenbahn gefahren bin. Ein Gast fragte mich, ob die Bahn nach Pischa fährt. Zuerst dachte ich, er wolle einen Scherz machen, also spielte ich mit. Als ich dann merkte, dass er es ernst meinte, musste ich ihn natürlich aufklären. Solche Situationen bringen mich immer wieder zum Schmunzeln und sie zeigen, wie abwechslungsreich mein Job bei den Bergbahnen auf Parsenn ist.»

 

Frau transportiert leere Gütertonne.  | © Davos Klosters Mountains
Innenaufnahme von Steuerungsraum mit Fokus auf das Steuerungsgerät.  | © Davos Klosters Mountains
Frau transportiert Güter, im Hintergrund steht ein Mann.  | © Davos Klosters Mountains
Frau steht an Kasse und schreibt in eine Liste ein.  | © Davos Klosters Mountains

Für Angi ist die Arbeit auf dem Berg weit mehr als nur ein Beruf – sie ist ihre wahre Leidenschaft. Die Maschinistin hat sich mit ihrem Job einen Kindheitstraum erfüllt und das erfreut sie jeden Tag aufs Neue. Wir wünschen Angi alles Gute für ihre Zukunft.

Eure Davos Klosters Bergbahnen

 

Genussmomente

Im Skigebiet Parsenn

Im Skigebiet Parsenn Gotschna haben im Winter insgesamt 15 Restaurants geöffnet, die unter anderem auch von der Parsennbahn beliefert werden. Die gemütlichen Einkehrmöglichkeiten bieten eine vielfältige Auswahl an köstlichen Gerichten, perfekt für eine Pause nach einem Tag auf den Pisten. Schaut vorbei und lasst Euch von den leckeren Menüs in den Bergrestaurants verwöhnen!