Frauenpower bei den Bergbahnen – Interview mit Susanna und Veronika
Auf dem Jakobshorn im gemütlichen Chalet Güggel geniessen wir eine Tasse Kaffee mit Susanna Raith und Veronika Sailer. Zwei engagierte Frauen, die auf dem Jakobshorn tagtäglich vollen Einsatz zeigen. Im Interview geben sie spannende Einblicke in ihre Arbeit während der Wintersaison auf dem Berg – von herausfordernden Wetterbedingungen bis hin zu unvergesslichen Momenten mit Gästen. Erfahrt jetzt mehr über den abwechslungsreichen Arbeitsalltag der beiden!


Im Gespräch
mit Susanna Raith
- Name: Susanna Raith
- Beruf: Chef de Service
- Arbeitsort: Châlet Güggel - Jakobshorn
- Bei den Bergbahnen seit: Wintersaison 2018/19
- Lieblingsgericht
:Gebackene Kartoffel mit Sauerrahm & gemischter Salat
mit Veronika Sailer
- Name: Veronika Sailer
- Beruf: Geschäftsleitung Gastronomie
- Arbeitsort: Châlet Güggel - Jakobshorn
- Bei den Bergbahnen seit: Wintersaison 2010
- Lieblingsgericht: Rindsfilet gratiniert mit Café de Paris & Salat
Vorgestellt
Frauenpower im Châlet Güggel
Susanna: Susanna, ursprünglich aus Österreich, ist seit 2018/19 Chef de Service im Châlet Güggel auf dem Jakobshorn und sorgt für erstklassigen Service und eine herzliche Atmosphäre. Mit ihrer humorvollen, dynamischen und offenen Art begeistert sie nicht nur Gäste, sondern auch ihr Team. Während der Sommermonate bringt sie ihre Energie ins Bachi’s Strandbad in Davos ein. In ihrer Freizeit lebt Susanna ihre Leidenschaft für den Sport aus – im Winter gleitet sie mit dem Snowboard über die Pisten, im Sommer fängt sie auf ihrem Surfbrett die perfekten Wellen an den Küsten Spaniens. Ihr treuer Begleiter: ihr eigener Bus, mit dem sie die Freiheit des Reisens geniesst.
Veronika: Auf dem Berg kennt sie jeder als ´Vroni´ – seit 2010 leitet sie die Gastronomie im Châlet Güggel mit viel Herzblut. Die Münchnerin absolvierte eine Hotelfachausbildung, bevor sie nach Neuseeland reiste. Dort lernte sie eine Freundin kennen, die ihr den Tipp gab, nach Davos Klosters zu gehen – ein Rat, der ihr Leben veränderte. Denn Veronika wollte schon lange eine Saison in den Bergen verbringen. Im Winter lebt sie ihre Leidenschaft für Ski und Snowboard aus, im Sommer tauscht sie den Berg gegen blühende Landschaften und ist als Gärtnerin tätig. In ihrer Freizeit findet sie Ruhe und Ausgleich auf zwei Rädern in der Natur.
1. Wie kamst du dazu, auf dem Jakobshorn im Châlet Güggel in der Gastronomie zu arbeiten?
S: «Meine Leidenschaft für die Gastronomie und die Berge, besonders für Davos, führten mich zur Suche nach einer Stelle als Chef de Service. Dabei stiess ich auf das Châlet Güggel, das mich sofort begeisterte. Da die Position jedoch bereits besetzt war, arbeitete ich zunächst im Hotel Hilton in Davos. Im Winter zog es mich immer wieder ins Châlet Güggel, wo ich die Menschen und die Atmosphäre näher kennenlernte. Später erhielt ich ein Jobangebot, das ich sofort annahm. Ich schätze die lockere entspannte Atmosphäre mit den Gästen, die mir hier besonders gut gefällt.»
V: «Meine beruflichen Erfahrungen im Servicebereich sammelte ich zuvor in verschiedenen Après-Ski-Bars und Restaurants in Davos Klosters sowie auf dem Berg Parsenn. Allerdings entsprach die Servicekultur, die ich mir erhofft hatte, nicht ganz meinen Vorstellungen. Deshalb begab ich mich auf die Suche nach einer neuen Herausforderung und wurde durch eine Empfehlung auf das Bergrestaurant aufmerksam, wo mir die Stelle angeboten wurde.»
2. Was waren deine ersten Eindrücke von der Arbeit auf dem Berg?
S: «Ich kenne die Berggastronomie im Sedrun/Andermatt, da habe ich auch selbst in den Bergen gearbeitet. Auch in Davos fühle ich mich seit Beginn wohl und bin immer noch genauso begeistert wie am ersten Tag.»
V: «Einfach grandios! Ich habe mich wirklich in dieses Winterwunderland verliebt. Die Arbeit auf dem Berg macht mir unglaublich viel Freude, und das Team ist einfach fantastisch. Es ist ein echtes Vergnügen, jeden Tag dorthin zu gehen. Schliesslich verbringt man wesentlich mehr Zeit im Beruf als mit seinem Partner – deshalb ist es wichtig, dass man sich dort wohlfühlt.»
3. Wie wurdest du Führungskraft in der Berggastronomie?
V: «Bevor ich in die Geschäftsleitung des Châlet Güggel kam, war ich als Chef de Service tätig. Die Position hat Susanna. Seit 2019 bin ich nun Teil der Geschäftsleitung und kann so aktiv an der Weiterentwicklung des Unternehmens mitarbeiten.»
4. Wie gross ist euer Team? Hat es in der Gastronomie mehr Frauen oder Männer?
V: «Unser Team besteht aus insgesamt 25 festangestellten Mitarbeitenden, davon 9 in der Küche und 13 im Servicebereich. Die Altersspanne reicht von 18 bis 60 Jahren, was zu einer spannenden Mischung aus frischen Ideen und langjähriger Erfahrung führt. Während wir einige langjährige Mitarbeiter haben, zeigt sich im Servicebereich ein gewisser Wechsel. Dort sind etwa zwei Drittel unseres Teams in den letzten Jahren neu hinzugestossen. In Bezug auf die Geschlechterverteilung im Team ist der Servicebereich relativ ausgewogen, während in der Küche aktuell ausschliesslich Männer tätig sind.»
5. Wie sieht euer Arbeitstag im Winter auf dem Berg aus? Gibt es typische Aufgaben für Männer und Frauen?
S: «Mein Arbeitstag beginnt um 07:00 Uhr mit der ersten Personalbahn auf das Jakobshorn. Bei Lawinengefahr müssen wir warten, bis das SOS-Team uns das OK gibt für die freie Fahrt. Dann geht’s mit dem Snowboard zu meinem Arbeitsort, wo ich den Tag mit einem Kaffee starte. Zusammen mit Veronika organisiere ich das Team: Reservierungen, verteilen Aufgaben und sorgen dafür, dass alle notwendigen Bestellungen gemacht werden. Im Châlet Güggel haben wir Platz für 300 Gäste im Innenbereich und 700 Plätze draussen. Unsere Mittagspause gestalten wir flexibel, meist gegen 10:30 oder 11:00 Uhr, damit niemand hungrig im Service stehen muss. Während des ganzen Arbeitstags achten wird darauf, dass der Service reibungslos abläuft – dabei haben wir immer ein wachsames Auge auf alles, damit unsere Gäste bestens versorgt sind. Sobald sie sich langsam auf die Talfahrt begeben, beginnen wir mit dem Aufräumen. Das Leergut wird entsorgt, die Toiletten gereinigt und wir sorgen dafür, dass alles für den nächsten Tag wieder tiptop vorbereitet ist. Nach 17:00 Uhr nehme ich Kontakt mit den Pistenbully-Fahrern auf und warte auf grünes Licht für die Pistenfreigabe und die Talabfahrt nach Davos.»
«Bei uns gibt es keine geschlechterspezifische Aufgabenteilung – jeder packt an, was nötig ist, sei es Schneeschaufeln, Schneefräse bedienen, Kochen oder Abwaschen. Auf dem Berg zählt Teamarbeit und individuelle Stärke..»




6. Wie unterscheidet sich deine Arbeit zwischen der Hochsaison im Winter und den ruhigeren Monaten?
S: «In der Hochsaison, insbesondere im März, erleben wir unsere intensivsten Tage. Besonders an den Samstagen herrscht ein reges Treiben, das uns fordert und gleichzeitig motiviert. An diesen Spitzentagen sind wir auf zusätzliche Unterstützung angewiesen. Glücklicherweise erhalten wir tatkräftige Hilfe von den Mitarbeitern der Bergbahnen – dazu zählen Pistenbully-Fahrer, das Beschneiungs-Team sowie die Kabinenführer. Für ihr Engagement und ihre Unterstützung sind wir ihnen sehr dankbar!»
7. Welche wichtigen Vor- oder Nachbereitungen gibt es?
S: «Zu Beginn der Wintersaison liegt mein Fokus auf der Einarbeitung neuer Servicekräfte, die erstmals Teil unseres Teams sind. Hierfür organisieren Vroni und ich verschiedene Schulungen, wie beispielsweise eine Wein- und Hygieneschulung, sowie eine Sicherheitseinweisung. Am Ende der Saison, geht es vor allem ums Aufräumen. Das Team wird kleiner, da einige Mitarbeiter aufhören. Der Rest kümmert sich um das ordnungsgemässe Verstauen der Liegestühle und das Abdecken von Möbeln für den Sommer. Ausserdem sortieren wir Reparatur- und Waschaufträge, damit alles für den nächsten Winter vorbereitet ist.»
V: «Nach der Saison ist vor der kommenden Saison. Dann geht es darum, den Betrieb geordnet abzuschließen. Dazu zählen eine gründliche Reinigung und Wartung aller Geräte und der ganzen Skihütte. Das von Auswerten von unserem Angebot und die Anpassungen dazu, ob bestimmte Speisen oder Getränke in der nächsten Saison auf der Karte bleiben ist ebenso eine wichtige Aufgabe. Interne Abläufe werden dann nochmals besprochen und gegebenenfalls optimiert. Auch Rücksprachen mit Lieferanten sind wichtig, um Erfahrungen auszutauschen und neue Konditionen für die nächste Saison auszuhandeln. Abschliessend planen wir notwendige Investitionen für Erneuerungen und Verbesserungen, damit wir optimal auf die nächste Saison vorbereitet sind.»
8. Was macht dir an deinem Job am meisten Spass – und was ist die grösste Herausforderung?
S: «Das Schönste für mich ist definitiv, jeden Morgen den Gipfel zu erreichen und die Aussicht zu geniessen – auch wenn das Wetter manchmal stürmisch ist oder der Gipfel gar unerreichbar scheint. Man ist der Natur so nah, und das fasziniert mich immer wieder. Die grössten Herausforderungen entstehen oft durch das unberechenbare Wetter oder wenn jemand krank wird. Jeden Tag gibt es neue Hürden zu meistern. Oft muss man sogar Schnee schaufeln, um überhaupt an die Tür zu kommen. Aber das macht auch den Reiz aus – gemeinsam überwinden wir diese Schwierigkeiten.»
V: «Ein absolutes Highlight ist definitiv die Talabfahrt. Beim Runterfahren lässt man alles hinter sich, was der Tag mit sich brachte. Jeder Arbeitstag bringt neue Herausforderungen – sei es das Wetter oder technische Probleme in einem grossen Betrieb. Besonders prägend war der erste Winter hier, als wir im Team fünf Verunfallte hatten. Es war eine harte Zeit. Ich wollte fast nicht mehr ans Telefon gehen, aus Angst vor dem nächsten Notfall. In solchen Momenten ist es schwierig, genügend Personal zu organisieren und die Wochenend-Reservierungen zu managen.»
9. Hast du ein tägliches oder saisonales Ziel?
S: «Mein Ziel ist es, jeden Tag den Betrieb mit dem Gefühl zu verlassen, dass es den Mitarbeitern, den Gästen und mir selbst gut geht. Kurzfristig strebe ich an, eine harmonische Atmosphäre zu schaffen, in der alle zufrieden sind. Langfristig ist es mein Wunsch, den Betrieb erfolgreich zu führen, sodass er stetig floriert.»
V: «Für mich ist es entscheidend, dass meine Mitarbeiter glücklich sind. Denn wenn sie sich wohlfühlen, spiegelt sich das in ihrer Arbeit wider und sorgt dafür, dass auch unsere Gäste happy sind.»



Woher der Name «Châlet Güggel»?
Geschichte
Bereits in den 60er Jahren fanden am heutigen Standort der Bergbahnen erste Feierlichkeiten statt – damals veranstalteten die Erbauer der Verbindungsbahn regelmässig Grillpartys vor ihrer Werkstatt und servierten gebratene «Güggel». 1991 eröffnete Philippe Charles das Chalet Güggel und führte es über 25 Jahre lang. 2018 übergab er die Leitung an Udo Blankart, der bereits Teil der «Güggelfamilie» war. Seitdem wuchs das Restaurant von 135 auf über 700 Sitzplätze. Unverändert geblieben ist die Verbindungsbahn «Güggel», die am 2. März ihren 65. Geburtstag feierte.
Mit viel Herzblut und Teamgeist sorgen Susanna und Veronika für unvergessliche Momente auf dem Jakobshorn. Wir danken ihnen für die spannenden Einblicke und wünschen Ihnen alles Gute für ihre Zukunft!
Eure Davos Klosters Mountains